Organized By Rote Fabrik
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Es ist ein Merkmal grosser Musiker, dass ihr Schaffen in verschiedene Phasen zerfällt, die aneinandergereiht nicht nur eine beeindruckende Entwicklung ablesen lassen, sondern den ganzen Facettenreichtum erst erkennbar machen. Das war bei Miles Davis so, bei Frank Zappa, den Beatles – und eben auch bei Battles. Die Band begann in den frühen Nullerjahren und hatte bereits eine reichhaltige, aus einer ganzen Reihe von EPs bestehende Diskographie angelegt, als im Frühjahr 2007 dann mit «Mirrored» das Debütalbum erschien. Nicht etwa auf einem winzigen Indie-Label, sondern bei der renommierten britischen Electro-Boutique Warp. Das Album markiert den Höhepunkt der ersten Schaffensphase, in der Battles als Quartett agierten, mit dem umtriebigen Alleskönner Tyondai Braxton am Gesangsmikrophon. Der verabschiedet sich dann allerdings ein paar Jahre später, da er sich der Strapazen des Tourneelebens entziehen und sich fortan auf seine Solokarriere und die Arbeit als Komponist konzentrieren wollte. Als Dokument der zweiten Phase wurde im Jahr nach Braxtons Ausstieg das Album «Gloss Drop» veröffentlicht, auf dem illustre Gastsänger wie Gary Numan («Cars») oder Kazu Makino von Blonde Redhead die Lücken auf der Gesangsspur füllten. Danach «verstummte» das Trio und widmet sich seither dem rein instrumentalen Klangschaffen. Damit wären wir bei Phase 3 der Battles-Saga angelangt und dem aktuellen Album «La Di Da Di», einem sprachlosen Meisterwerk, auf dem sich die drei Musiker – deren Tracks auch immer mal wieder gerne zur akustischen Untermalung von Computerspielen, Skateboard-Videos oder Autowerbespots verwendet wurden – auf einen irren Trip durch Töne und Texturen begeben. Mal fiepsend und gurgelnd, dann wieder entrückt und dräuend arbeiten sie an ihrem Entwurf zeitgenössischer Popmusik, der bisweilen in wunderbare Melancholie abdriftet, um kurz darauf wieder in eine streng formatierte Struktur zu gleiten. Da finden sich Techno-Anleihen neben verschlurften Chicago-Sounds, Referenzen an Bands wie Cake oder Mogwai, und zwischendurch bekommt man auch einfach mal unvermittelt ein Rock-Riff im Geiste von The Who um die Ohren gedonnert. Fehlt einem dabei der Gesang als Wegweiser, Stichwortcontainer oder Reiseleiter? Keineswegs. Denn Kopf und Herz des Zuhörers sind vollauf damit beschäftigt, in dieser Wunderwelt der Klänge zu verschwinden und am Ende des Konzertabends in herrlich zerwühltem Zustand wieder aufzutauchen.