Organized By Art is Just a Four Letter Word
Markt 6,Soest (51.571658, 8.105443)
Der Bildhauer und Maler Alexander Becherer greift in seinen neusten Arbeiten auf Stil-und Malmittel seiner Wurzeln in der urbanen Kunst- und Lebensform zurück. Hierbei bedient er sich einer mehrschichtigen Schablonen-Technik die auf die Tradition der Siebdrucktechnik aufbaut und als wichtige und etablierte Ausdrucksform der urbanen Kunst und Werbetechnik gilt. Im Stile traditioneller Werbeplakate werden wenige Farbschichten exakt übereinander angeordnet um Objekte und Komposition zu erschaffen.Die Möglichkeit der „zügigen“ Produktion wie auch Reproduktion der Motive verweist einerseits auf die Schnelllebigkeit des Werbe -und Showbetriebs sowie deren Techniken, steht andererseits aber auch in krassem Kontrast zu den äußerst präzisen und einmaligen Details der einzelnen Arbeiten. Becherers neuste Kompositionen mit den Arbeitstiteln „Not Another Pretty Face“ beziehen sich auf die zwischen 1850 und 1890 äußerst populären und mitunter makaberen, öffentlichen Zurschaustellungen sowie der kommerziellen Vermarktung von Außenseitern der Gesellschaft. Die sogenannte „Freakshow“ Eine institutionelle, kommerziell ausgerichtete Ausstellung von Menschen abseits der Norm.Von den Darbietungen im England der frühen Renaissance über Sideshows auf Jahrmärkten wurde sie bald als Kernstück der populären amerikanischen Unterhaltungsindustrie des 19. Jahrhunderts fest etabliert und machte die „Freaks“ grenzüberschreitend berühmt. So sehr die Gesellschaft menschliche Nicht-Normalität auszubeuten schien, bildete sich dennoch bald eine tiefe Solidarität und Bewunderung gegenüber den zur Schau gestellten heraus. Der „Freak“ wurde schnell zum meist respektierten und wichtigsten Teilnehmer der abendfüllenden Unterhaltung.Seine bloße Anwesenheit und ständige,öffentliche Verfügbarkeit machte den Außenseiter zum Liebling der Massen. Becherers deformierte,surreale Portraits fügen sich aus hunderten von Alltagsobjekten des sogenannten „Gesellschaftsmüll“ zusammen und bilden bei näherem betrachten eine metaphorische Geschichte ab.Die anfänglich verachtende Masse formt den Außenseiter.Baut Ihn auf.Verleiht ihm Stabilität und Kraft.Letztendlich sogar Macht über anfängliche Gegner. Die Zurschaustellung ungewöhnlicher und/oder mächtiger Menschen ist bis heute allgegenwärtig, wie die täglichen Talk- und Politshows eindrucksvoll beweisen.Selbst Reality - Formate wirken heute nicht mehr absurd, sondern führen den Ansatz der Menschenschau nur konsequent ins 21. Jahrhundert.